susak, sotto voce
Tamara Štajner
Sabine Scho
Was taten die Römer
84 Kilometer
Vor Rom?
Bei den Etruskern?
Von Capri aus wollten
Sie Rom regieren
Von Bomarzo aus
Schauten sie durch
Das Maul eines Monsters
Wie durch ein Objektiv
Im Weitwinkel zeigt sich
Im Monsterschlund ein
Junger Hirte
In Rückenansicht
Vor ihm, eine Herde
Schafe, dem Monster
Gesicht zugewandt
In der Ferne, Rom
Oder schaut das
Monstrum in eine ganz
Andere Richtung?
Gen Meer, Tarquinia,
Elba und Korsika?
Und blickt sich der junge
Hirte je zu ihm um?
Mit einem breiten Lächeln?
Als habe ihn Pasolini im
Visier und seine Unschuld
Auf der Suche nach den
Einfachen Freuden
Monströse Begehren
Der Römer unter blökenden
Schafen, ihr Fell, so kraus
Wie sorgsam ausgearbeitete
Marmorlocken am Kopf eines
Imperators: Marc Aurel
In Selbstbetrachtungen
„Daran mußt du immer denken,
Welcher Art die Natur des Alls
Und welches Deine eigene ist
Und in welchem Verhältnis sie
Zu jener steht“
Alleinige Pastorale: „Sich den
Kosmos stets als Lebewesen
Vorstellen, das eine einzige
Substanz und eine einzige Seele
Besitzt“
Andere Lebewesen stellen sich
Den Kosmos vielleicht als Ungeheuer vor
Durchaus unterschieden von ihrem Wesen
Ihrer Seele und nicht nach ihrem Willen
Manifestiert, wie Rom, verdammt
Zur ewigen Stadt, Während es sie
Zur Bukolik drängt, zu den Orten
Besitzloser, der Geburt einer Venus
Einer Jungfrau oder Skorpions
Aus Schaum und Sand
Was taten also die Römer
84 Kilometer vor Rom?
„(Denk an die Geschichte von)
Der Landmaus und der Stadt
Maus und an die Angst und
Aufregung jener.“
Rom 28/06/24
Foto: Matthias Holtmann