susak, sotto voce
Tamara Štajner
Katrin Köhler
Was lässt sich erzählen, in Gleichnissen, um eine Zukunft zu verraten, um eine Vergangenheit zu richten.
Jede Erzählung, jeder Versuch, trägt erst ab der zweiten Wiederholung zu einer Orientierung bei. Ein Einzelnes ist verdächtig, nur das Ding an sich, nur es selbst zu sein. Etwas, für das noch nichts ein anderes vormacht.
Durch eine nichtswürdige Geburt hatten sie das Ich zur Welt geschafft, ohne Schrei, ohne Atem. Im Versuch einer Handlung, der Herstellung einer Ordnung, versenkten sie es in Schneewasser, und zwangen es so, demungeachtet, zu einem Leben. Fernerhin ohne Schrei, über aufgelöste Umwege in eine Systematik gestopft, zu diesem, auf sich beharrenden Ich benannt.
Seinen Anbeginn verbrachte das Ich in einem mit Kiefern und Birken bemalten Koffer, gleicher einer Holzkiste. Diesen Kasten, diesen Umstand, ließen sie es für eine lange Zeit nicht verlassen, den Koffer selbst aber zwangen sie, seine Orte zu ändern wie eine Linie ihre Koordinaten. Später, und erst im Nachhinein sinnfällig, sollten diese Bäume mitsamt ihrem Untergrund in das Ich hineinwachsen; so würde das Ich dieses ursprünglich und zunächst als Provisorium Angenommene künftig in sich als sein Ureigenes vorfinden müssen.
Weil das Ich nicht wusste, wo es ist, und auch nicht, woran es eigentlich gehörte, war es ihm mühsam zu wissen, dass es abhanden war: im insich Umschauen hohl, im woanders Hinhören benommen. Wie Licht und Bewegung, die durch ein Fenster, auf eine Wand, mal schlicht mal hinreißend den Rahmen umtreten, wurde das Ich sich seine eigene Schablone, wurde es sich seine Heimsuchung.
Foto: Annette Schiedeck